Leserbrief zu "Highway to Horn" - Falter Nr. 6/18
Sehr geehrte Frau Verena Randolf !
Zunächst einmal herzlichen Dank, dass sie sich im Falter Nr.6/18 mit dem Beitrag „Highway to Horn“ eines Waldviertler Themas annehmen, welches für die Zukunft unserer Region sehr wichtig ist.
Wir Grüne in Zwettl haben gerade durch die Fertigstellung der Umfahrung Zwettl 2017 drastisch vor Augen geführt bekommen, welchen problematischen Flächenverbrauch und Natureingriff ein ca. 11 km langer 2-3 spuriger Umfahrungsneubau verursacht, einmal ganz abgesehen von den 154 Mio. Euro an Kosten, die dieses Projekt verursacht hat.
Die Bezeichnung Waldviertelautobahn ist aber aus meiner Sicht irreführend: Da die geplante Trasse mit diesem Begriff ja örtlich nicht einmal grob umrissen wird, ist eine Beurteilung unmöglich und jede/r WaldviertlerIn kann seine persönlichen Bedürfnisse in diesen Begriff bequem reinpacken. Handelt es sich um die Idee eines weiteren geplanten Ausbaus der Achse Krems- Zwettl- Vitis- Gmünd oder doch um die auch historisch wichtigere Achse (Wien)- Stockerau- Maissau- Horn- Gmünd ?
Im Fall Krems-Zwettl wurde erst in den letzten 20 Jahren mit hohem Geld- und Flächenaufwand eine Beschleunigung durch weitgehende Dreispurigkeit der Straße erreicht. Mit Fertigstellung der Umfahrung Zwettl sind jetzt rund 55 km Landesstraße zwischen Krems und Großhaslau (6 km nördlich von Zwettl) beinahe kreuzungsfrei befahrbar, bis Vitis wird diese Straße bis 2020 weiter ausgebaut . Maximaldistanz auf diesem Abschnitt ohne Überholmöglichkeit ca. 2 km. Also vermutlich geht es doch um die Achse (Wien)- Stockerau- Maissau- Horn- Vitis – Zwettl. Auch hier wurde der Abschnitt von Stockerau bis Brunn/Wild in den letzten Jahren durch einige Umfahrungen beschleunigt. Erst zwischen Brunn/Wild und Gmünd gibt es zahlreiche Ortsdurchfahrten, deren Entschärfung durch richtig dimensionierte Umfahrungen auch für Grüne im Interesse der OrtsbewohnerInnen und StraßenbenützerInnen wäre.
Ob es eine neue „Waldviertel“-Autobahn braucht ? Nach allen mir bekannten Regeln der Verhältnismäßigkeit aufgrund der Bevölkerungszahl und der Verkehrsbelastung sicher nicht.
Was der Großteil der Waldviertler braucht, sind vorrangig drei Investitionen: Eine starke öffentliche Verkehrsachse mit dem Ausbau der Franz-Josefs- Bahn, beschleunigten Zügen, einem Stundentakt im Personenverkehr und guten Zubringerbussen zu diesen Zügen. Zweitens verbesserte Busverbindungen auf der Achse Gmünd-Zwettl-Krems zum Bahnknoten Krems und für die Region Horn den Erhalt und die Beschleunigung der Kamptalbahn für die Achse St.Pölten- Krems- Gars- Horn- Sigmundsherberg mit dem bereits geplanten Angebot von Direktzügen ab Horn nach Wien.
Und drittens als sehr wesentlicher Faktor ein stark beschleunigter Ausbau des Breitband- Internets im gesamten Waldviertel. Die Schaffung schneller Internetverbindungen ist für die Attraktivität von Betriebsneugründungen in der Region mindestens gleichbedeutend wie der Autobahnbau in anderen Regionen vor 30 Jahren. Wir sollten in diesem Fall nicht alte Rezepte des 20.Jahrhunderts zur Regionalförderung hervorkramen, deren Erfolg nach wie vor umstritten ist.
Und die Erdäpfel und andere Massengüter sollten wieder auf der Bahn transportiert werden. Das würde die Verkehrssicherheit eindeutig erhöhen und könnte rasch umgesetzt werden, genau dafür gibt es noch die Schienen von Zwettl und Waidhofen/Thaya nach Gmünd in die traditionelle Stärkefabrik. Ist der politische Wille dafür da, geht das anscheinend problemlos. So wird seit etlichen Jahren der gesamte Waldviertler Restmüll in Container verpresst und per Bahn in die Müllverbrennungsanlage Dürnrohr transportiert und dort verbrannt.
Mit freundlichen Grüßen
Ing. Ewald Gärber, Stadtrat (Grüne) in Zwettl